Ältestes und bedeutendstes Gotteshaus Brettens, Ursprünge in der romanischen Zeit, Taufkirche Melanchthons, davor Denkmal Melanchthons des Straßburger Bildhauers Andreas Friedrich.
Nach Einschwenken in die Obere Kirchgasse, einer südlichen Parallele zur Melanchthonstraße, führt der Weg an gut gelungenen Altstadt-Objektsanierungen vorbei nach links gewandt auf den allseits ummauerten Kirchplatz mit der ebenso eindrucksvollen wie historisch und baugeschichtlich interessanten Evangelischen Stiftskirche. Sie ist die älteste Pfarrkirche der Stadt mit zwei Kirchenpatronen, dem älteren St. Stephan und dem ihm später zugeordneten St. Laurentius. Ihr Baubestand ist teils romanischen, teils gotischen Stils, wobei der untere Teil des Turmes romanisch ist, das Kirchenschiff aus der Zeit der Gotik stammt.
Der Turm, nicht in der Achse des Kirchenschiffs stehend, sondern teilweise in das Schiff hineinragend, war zuvor Bergfried der Stadtburg der ältesten Stadtherren, entweder der Grafen von Lauffen, die als Kraichgaugrafen in Bretten residierten oder der Grafen von Eberstein, die die alte Siedlung an der Kreuzung uralter wichtiger Fernstraßen zur Stadt erhoben haben. Obwohl es keine urkundlichen Nachweise für die Umwidmung der Burgstelle für den Kirchenbau und die Verwendung des Bergfrieds als Glockenturm gibt, ist die Veränderung zweifelsfrei an baulichen Merkmalen des Turmes zu erkennen. Schiff und Chor der an den Turm angebauten Kirche waren einst durch einen durchschaubaren Lettner unterteilt. Im sogenannten Simultaneum, in dem das Kirchenschiff den Reformierten, der Chor den Katholiken zugesprochen wurde, ist der Lettner 1709 zur Trennmauer für die beiden Konfessionen umgestaltet und erheblich beschädigt worden. Seit in den Jahren 1936/38 die katholische Gemeinde sich eine eigene Kirche erbaut hat und der bis dahin als katholischer Kirche dienende Chor zum evangelischen Gemeindesaal umgebaut wurde, ist die Einheit von Kirche und Kirchplatz wieder hergestellt. Die Stiftskirche hat als eines der wenigen Gebäude die Zerstörung der Stadt im Jahre 1689 überstanden, aber auch der Kirchturm ist damals ausgebrannt und die Glocken waren z.T. als Kriegsbeute weggeführt worden, z.T. zerschmolzen.
In der Stiftskirche sind die Überreste des ehemaligen Lettners mit einigen Stiftswappen bemerkenswert. Sehr interessant sind auch die in der Kirche und vom allem in der an der Südseite angebauten Bach-Kapelle aufgestellten Grabmäler und Grabplatten von bedeutenden Persönlichkeiten auch aus dem Umkreis des ehemaligen kurpfälzischen Oberamts Bretten, die bezeugen, daß die Kirche am Sitz des Oberamts zentrale Bedeutung hatte.
An der Südseite der Kirche steht auf einem Postament in Höhe der Dachtraufe das Urbild des "Brettener Hundle", mit dessen Hilfe nach der Sage bei einer Belagerung die Stadt in aussichtloser Lage vor Eroberung und Plünderung, Not und Tod der Bürger bewahrt worden sein soll. Mit der tatsächlichen Belagerung der Stadt durch den württembergischen Herzog Ulrich im Jahre 1504, auf die das Peter- und Paul Volksfest zurückgeführt wird, hat die Sage jedoch nichts gemein. Schließlich ist noch auf das Sandsteindenkmal Melanchthons auf der Nordseite der Kirche beim Haupteingang hinzuweisen. Es ist ein Werk des Bilhauers Andreas Friedrich aus Straßburg, das seit 1861 im Inneren der Kirche in der Bachkapelle aufgestellt war, bei der großen Kirchenrenovierung 1936/37 auf den jetzigen Platz außerhalb der Kirche umgesetzt worden ist.