Die Ukraine war das prägende Thema beim Volkstrauertag auf dem Brettener Friedhof
Bereits seit 1912 gibt es den Volkstrauertag. Und nachdem er von den Nazis als Heldengedenktag missbraucht wurde, wird er seit 1952 jährlich im November in seiner heutigen Form begangen, um an die Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft zu erinnern und gleichzeitig zu mahnen.
Doch nie in der jüngeren Vergangenheit hatte der Volkstrauertag diese erschreckende Aktualität wie in diesem Jahr, was Oberbürgermeister Martin Wolff bei der zentralen Veranstaltung auf dem Friedhof Bretten in seiner Rede deutlich machte.
"Während wir hier zusammenkommen, sterben in vielen Teilen der Welt völlig unsinnig Menschen durch Krieg und Gewalt", machte der OB deutlich. Und auch in Europa, direkt vor unserer Haustüre, herrscht Krieg, seit Russland am 24. Februar 2022 die Ukraine angegriffen hat. "Die Auswirkungen spüren wir bis hier nach Bretten, wo traumatisierte Geflüchtete ankommen und auf unsere Hilfe angewiesen sind", so Wolff.
Diese Tragödie veranschaulichten die Schüler Constantin Schneidereit, Noah Glöckler und David Hiegler von der Max-Planck-Realschule Bretten, die gemeinsam mit der stellvertretenden Schulleiterin Christine Karch die Gedenkstunde mitgestalteten, an einem Beispiel. Sie berichteten von der jungen Ukrainerin Erina, die auf der Flucht vor dem russischen Angriffskrieg in einer kilometerlangen Autoschlange vor der polnischen Grenze feststeckte und sich dort von ihrem Mann verabschieden musste. Anschließend durchleuchteten die drei Schüler das Thema Krieg tiefgründig aus ganz unterschiedlichen Perspektiven und zeigten deutlich, wie sehr auch die junge Generation, die in Frieden aufgewachsen ist, unter den jüngsten Entwicklungen leidet.
Auch OB Wolff wies darauf hin, wie der Ukraine-Krieg die europäische Friedensordnung über den Haufen geworfen habe. "Es gibt keine Gewissheiten mehr, auch nicht die von einem dauerhaften Frieden in Europa", sagte Wolff. Umso mehr gelte es für jeden Einzelnen, Tag für Tag den Weg des Friedens zu gehen und für eine bessere Welt einzutreten.
Anschließend wurde unter musikalischer Begleitung des Spielmannszugs der Bürgerwehr Bretten die Kränze am Ehrenmal niedergelegt und der Toten der beiden großen Weltkriege und aller anderen kriegerischen Auseinandersetzungen auf dieser Welt gedacht. Mit dabei war auch Ronald Schmidt, der Vorsitzende des Sozialverbands VdK, Kreisverband Karlsruhe.
Er erklärte bei einem abschließenden Gang über den Friedhof, wie sich sein Verband für die Pflege der Kriegsgräber auf dem Brettener Friedhof und das Gedenken an die Toten einsetzt.
Vor dem Denkmal für die Vertriebenen richtete Jean François Sitri vom Partnerschaftskomitee aus Longjumeau ganz spontan einen flammenden Appell an die drei Schüler. Aus seiner eigenen Erfahrung berichtete der Franzose, wie sehr die Völkerverständigung und die freundschaftlichen Beziehungen zur europäischen Versöhnung beigetragen haben. So blieb die Hoffnung auf eine friedlichere Welt ein Signal, das vom diesjährigen Volkstrauertag ausging.
Veröffentlicht am 17.11.2022