Das Peter-und-Paul-Fests war auch in diesem Jahr der Höhepunkt des Brettener Kalenders.
Peter-und-Paul 2024 in Zahlen
4 Tage, rund 100.000 Besucher, 75 Jahre VAB, etwa 4.000 Aktive, über 50 Gruppen und Lager, 6 Auftrittsflächen, 75 Bewirtungsstände und unzählige Stunden Vorbereitung; 550 Bauzaun-Elemente, also rund 1,9 Kilometer Bauzaun, sowie 12 zusätzliche WC-Standorte und ungefähr 300 zusätzliche Verkehrszeichen.
Eine Stadt lebt ihre Geschichte
Ein Peter-und-Paul-Fest der Wetterextreme erlebten die Besucherinnen und Besucher sowie die Mitwirkenden der unterschiedlichsten Gruppen in diesem Jahr. Zeigte das Thermometer am Freitag und Samstag noch über 30 Grad an, waren die Temperaturen beim großen Umzug am Sonntag sowie beim Festausklang am Montag bei teilweise Nieselregen nur noch halb so hoch.
Die allermeisten der Mittelalterbegeisterten ließen sich von den äußerlichen Bedingungen den Spaß aber ebenso wenig vermiesen wie die Akteure, die auf den Bühnen, bei den Umzügen oder bei der Versorgung der Gäste in den mehr als 50 Lagern und Ständen einmal mehr für einen gelungenen Jahreshöhepunkt in Bretten sorgten. Auch Polizei, Rotes Kreuz und Feuerwehr zogen eine überaus positive Bilanz, was besonders auch daran lag, dass das drohende Unwetter am Samstagabend erfreulicherweise an der Melanchthonstadt vorüberzog und auch den Fußballfans unter den Festbesuchern einen trockenen und erfolgreichen Abend samt Feuerwerk bescherte.
Weniger trocken ging es dann am Sonntag zu – doch trotz der widrigen Bedingungen sorgte der Umzug mit einer überragenden Beteiligung von 79 Gruppen bei Jung und Alt für Begeisterung. Durch das Doppeljubiläum der Brettener Bürgerwehr, die in diesem Jahr 200 Jahre Gründung und 100 Jahre Wiedergründung feiert, war besonders die Beteiligung der Bürgerwehren aus dem ganzen Land so hoch wie noch nie.
Ihr Loblied auf das Ehrenamt hatten Oberbürgermeister Martin Wolff und Thomas Lindemann als Vorsitzender der Vereinigung Alt-Brettheim, eingerahmt von Fanfarenzug, Bürgerwehr und Fahnenschwingern aus ganz Europa, bereits bei der Eröffnung am Freitagabend angestimmt. „Die Authentizität bleibt unser besonderer Anspruch an das Peter-und-Paul-Fest. Als eines der größten Ehrenamtsfeste in Deutschland heben wir uns von kommerziellen Veranstaltungen ab und bleiben uns damit selbst treu“, sagt OB Wolff. Wieder einmal waren es mehr als 100.000 Menschen, die an den vier Tagen in die Geschichte der Stadt Bretten eintauchten und eine Zeitreise ins Brettheim des Jahres 1504, die Zeit der Belagerung und der Befreiung, unternahmen.
Nicht nur von einem ehrenamtlich getragenen Mittelalterfest, sondern auch von einem „Europafest“ sprach der Oberbürgermeister beim offiziellen Empfang von Stadt und VAB am Sonntagvormittag, schließlich gaben sich wieder einmal Vertreterinnen und Vertreter aus allen Partnerstädten Brettens die Ehre – viele von ihnen zum wiederholten Male.
Mit der Ehrennadel der Stadt Bretten in Gold durfte OB Wolff die Französin Odile Gibernon aus der Partnerstadt Bellegarde auszeichnen. Gibernon war 16 Jahre lang Vorsitzende des Partnerschaftskomitees und prägte in dieser Zeit die Städtepartnerschaft zwischen Bretten und Bellegarde auf vielen Ebenen maßgeblich.
Nicht zu kurz kamen am vergangenen Wochenende aber auch die „Klassiker“, die bei keinem Peter-und-Paul-Fest fehlen dürfen, so etwa die mittelalterliche Musik und der gemeinsame Tanz auf den Plätzen und in den Gassen der Altstadt. Besonders ergreifend war in diesem Jahr der Zapfenstreich mit den zahlreichen anwesenden Bürgerwehren. Mit dem gewohnt erfolgreichen Ende für die Brettener gegen die Belagerer aus Württemberg endete die „Schlacht um Brettheim“.
Den Ausklang am Montag machten der Schwartenmagenumzug und das Schwartenmagenfest auf dem Marktplatz mit der gewohnt humoristisch und kurzweilig vorgetragenen Jahreschronik von Bernd Neuschl sowie das beliebte Kinderfest „Vom Knappen zum Ritter“, das den kleinsten Gästen wieder ein Lächeln ins Gesicht zauberte.
Besucher tauchten in die Geschichte der Melanchthonstadt ein: Stadtführung zum Peter-und-Paul-Fest widmete sich der Belagerung Brettens im Jahr 1504
Es ist eine alte Geschichte, doch bleibt sie immer neu – die Belagerung der kurpfälzischen Stadt Bretten im Zuge des Landshuter Erbfolgekrieges durch Herzog Ulrich von Württemberg. Nicht nur im Rahmen der Feierlichkeiten des Peter-und-Paul-Fests gedenkt die Melanchthonstadt mit mehreren Tausend Gewandträgern und über Hunderttausend Besuchern des historischen Ereignisses im Juni 1504:
Unter dem Titel „Bretten 1504: Auf den Spuren der Belagerung“ führte Susanne Lindacker am vergangenen Wochenende Besucher aus nah und fern zu den in der Schwarzerdt-Chronik genannten historischen Schauplätzen.
Vor dem ehemaligen Weißhofer Tor aus starteten die rund 30 Besucher, jenem Stadttor, das während der Belagerung den württembergischen Schanzen am nächsten lag und entsprechend stark beschossen wurde. Mit Berichten aus der Schwarzerdt-Chronik bereicherte Lindacker die einstündige Führung und erzählte von vermeintlicher Spionage, von Schäden an der Stadtmauer, die schnell ausgebessert werden mussten, oder von der drohenden Meuterei der Landsknechte.
Weiter ging es für die Geschichtsinteressierten zum Pfeiferturm, der – wie Lindacker die gespannten Zuhörer wissen ließ – einst auch als Verlies genutzt wurde. Neben Anekdoten wie dem Einsatz neuer Waffen, der Rolle Philipp Schwarzerdts bzw. Melanchthons, der als Kind die Belagerung Brettens miterlebte, dem Ruf der Schweizer Söldner oder der Geschichte des Brettener Hundles warf Lindacker bei der Stadtführung auch einen Blick auf die Geschichte Brettens nach 1504, so z. B. auf das Schicksal des Gottesacker-Tors, das – zur Belagerungszeit noch mit Leinentüchern verhängt, um die Sicht zu versperren – schließlich 1833 als letztes Brettener Stadttor abgerissen wurde.
Da die Stadtführung im Rahmen des traditionellen Peter-und-Paul-Festes stattfand, erläuterte Lindacker auch die drei Säulen des Festes: den sogenannten Schäfersprung, bei dem sich die Schäfer zum Wettkampf und zum Feiern trafen, das Freischießen, bei dem sich die wehrhaften Bürger im Zielschießen übten und den Schützenkönig feierten, sowie jenem erfolgreichen Ausfall der Belagerten von 1504 am Peter und Paul, der Herzog Ulrich schließlich zum Waffenstillstand und zum Abzug zwang.
Neben historischen Ereignissen und Zeitzeugen-Kommentaren ergänzte Lindacker die Führung mit kulinarischen Kleinigkeiten wie Keksen in Brettener Hundle-Form, die sie ebenfalls in den geschichtlichen Kontext einordnete.