Zukunftsgerichteter Stadtumbau für Gartenschaubewerbung
Erfolgreiche Rechbergklinik kann mit Rechbergcampus weiter punkten
Kreis Karlsruhe. Regelmäßig besucht Landrat Dr. Christoph Schnaudigel kreisangehörige Städte und Gemeinden, um sich vor Ort über Entwicklungen zu informieren und sich mit den politisch Verantwortlichen über aktuelle Themen auszutauschen. Sein jüngster Gemeindebesuch führte ihn am vergangenen Montag nach Bretten.
Oberbürgermeister Martin Wolff und Bürgermeister Michael Nöltner informierten den Gast zunächst vor dem Rathaus über die Bewerbung der Stadt für eine Gartenschau in den Jahren 2031 bis 2035. Diese steht unter dem Motto „Bretten Verwandelt“ und beinhaltet die Umsetzung zeitgemäßer Klimaschutz- und Mobilitätskonzepte sowie die Schaffung zusammenhängender ökologisch und städtebaulich vorbildlicher Freianlagen im Innenbereich. „Die Anlagen bleiben den Bürgerinnen und Bürgern auch nach der Schau dauerhaft erhalten“, unterstrich der Oberbürgermeister die Nachhaltigkeit der Maßnahmen. Für einen Campus-Park bei den Beruflichen Schulen des Landkreises, der den Uferbereich des Saalbachs sowie die Stellplätze des Landkreises mit einbezieht, die wiederum Ersatz in einem begrünten Parkhaus erhalten sollen, signalisierte der Landrat, sich positiv in den Planungsprozess einbringen zu wollen. Das Parkhaus soll auch für eine öffentliche Nutzung vorgesehen werden und Solarflächen beinhalten, welcher der Kreis im Rahmen seines Klimaschutzkonzeptes anstrebt.
Im Feuerwehrhaus konnte sich der Landrat vom innovativen Vorgehen der Freiwilligen Feuerwehr Bretten überzeugen, die Leistungen wie eine Schlauchwerkstatt, Wäscherei oder die Wartung von Atemschutzgeräten nicht nur für eigene Kräfte vorhält, sondern anderen Feuerwehren zur Mitnutzung anbietet. „Unser Kundenstamm wächst ständig“, berichtete der hauptamtliche Kommandant Oliver Haas. Ihm liegt besonders die Nachwuchsförderung am Herzen und das mit Erfolg: in allen zehn Abteilungen gibt es Jugendfeuerwehren und für die Kleinsten wird sogar eine Kinderfeuerwehr angeboten.
Eine anschließende Rundtour führte zu markanten Orten wie dem Sport- und Bäderzentrum, dem Mellert-Fibron-Areal, wo eine Industriebrache zum Zentrum für Innovation und Dienstleistung umgestaltet wird, dem Areal der Rechbergklinik, einer Klinik des Landkreises, wo nach Abbruch der alten Gebäude nun die weitere Gestaltung des Rechbergparks in Angriff genommen werden kann sowie dem sich im Bau befindlichen Hotel der Firma Seeburger. Im Bereich der Kupferhälde wurde die Funktionsweise der neuen Hochwasserschutzmaßnahme „Gölshausen 9“ entlang dem Gölshäuser Dorfbach vorgestellt.
Im anschließenden Gespräch mit Gemeinderätinnen und Gemeinderäten im Sitzungssaal des Rathauses berichtete Landrat Dr. Christoph Schnaudigel zunächst aus erster Hand über die aktuelle Corona-Lage. Bretten hatte bei der Pandemie eine besondere Rolle gespielt, da hier – bedingt durch Skiheimkehrer - die ersten gehäuften COVID-19-Fälle im Landkreis auftraten und das Pflegeheim in Neibsheim besonders stark vom Virus betroffen war. Mit vereinten Kräften gelang es aber, die Infektionen einzudämmen, momentan ist das Infektionsgeschehen unauffällig. Gleichwohl rüste man sich hinter den Kulissen für eine zweite Welle, mit der im Herbst gerechnet wird, wenn die Infektionszahlen im Allgemeinen wieder ansteigen. Merkliche Auswirkungen der Corona-Epidemie seien bei den Finanzen zu erwarten, wo sich Gewerbesteuereinbrüche in Höhe von rund 20% abzeichnen und in Folge eines geringeren Einkommensteueraufkommens weniger Finanzausgleichs-Zuweisungen sowie steigende Sozialtransfers im Hinblick auf höhere Arbeitslosenzahlen erwartet werden. Allerdings würden die öffentlichen Kassen durch die Hilfspakete von Bund und Land spürbar entlastet, weshalb der Landrat keinen Anlass sieht, zum jetzigen Zeitpunkt von Investitionen oder gar Zukunftsplanungen Abstand zu nehmen. Deshalb werde der Landkreis sein Kreisstraßenprogramm ohne Abstriche weiter verfolgen, ebenso wie den zweigleisigen Ausbau auf der Stadtbahnlinie S4 Richtung Karlsruhe oder den barrierefreien Ausbau von Haltestellen. Oberbürgermeister Martin Wolff ergänzte hier, dass es gelungen ist, mit dem Brettener Bahnhof in das Modernisierungsprogramm zu kommen, was mittelfristig den barrierefreien Ausbau ermöglicht.
Als eindeutigen Erfolg wertete der Landrat die neu gebaute Rechbergklinik; das Konzept des einheitlichen Plankrankenhauses zusammen mit der Fürst-Stirum-Klinik Bruchsal im Verbund der Regionalen Kliniken Holding habe alle Erwartungen übertroffen; beide Häuser konnten auf diese Weise erhalten werden, erfreuen sich bester Nachfrage und schreiben schwarze Zahlen. Einen Hinweis zur Verbesserung der Notfallpraxis aus den Reihen des Gemeinderates nahm der Landrat gerne auf. Jetzt gelte es, so der Landrat weiter, die Situation der Hausärzte zu verbessern. Er verwies hierzu auf die kommunale Gesundheitskonferenz, die Strategien entwickelt hat, um bestehende Arztpraxen zu erhalten bzw. neue Praxen zu bekommen. Er warnte davon, die Entwicklung alleine dem Markt zu überlassen und führte Beispiele auf, wo durch den Bau von Gesundheitszentren attraktive Rahmenbedingungen für niedergelassene Ärzte geschaffen wurden. In diese Richtung ziele der Rechbergcampus, wo mit Ärztehaus und Pflegeeinrichtungen in direkter Nähe zur Klinik ein solches attraktives Umfeld für Ärzte geschaffen werde. „Zusammen mit dem geplanten Gesundheitszentrum auf dem Sporgassenareal dient das nachhaltig der medizinischen Versorgung in Bretten“, ergänzte Oberbürgermeister Martin Wolff.
Ein weiteres Schwerpunktthema waren Verkehrsthemen: Einhellig begrüßt wurden die geplante Kapazitätserweiterung auf der Stadtbahnstrecke S4 zwischen Grötzingen und Bretten, um einen durchgängigen Halbstundentakt zu haben. Der Landrat berichtete hier, dass vorgesehen ist, spätestens im Jahr 2022 das Planfeststellungsverfahren einzuleiten. Einig war man sich, dass die bisherige Flügelung der Bahnen auf der Strecke Mühlacker-Bretten Richtung Bruchsal bzw. Karlsruhe verbesserungsbedürftig ist.
Als wichtig wurden die Radwegeverbindungen erachtet. Der Landrat unterstrich die Bedeutung des Radverkehrs und verwies auf die Anstrengungen des Landkreises, ein durchgängiges Netz zu haben. Er wies darauf hin, dass aber nicht unbedingt Radschnellwege gebaut werden müssen, um zügig von A nach B zu kommen, sondern plädierte dafür, das vorhandene Netz auszubauen bzw. zu ergänzen. Als Beispiel führte er einen neuen Weg auf, der im Zuge der Flurbereinigung zwischen dem umzugestaltenden Knoten K3503/K3506 und Bauerbach angelegt wird und das Radwegenetz komplettiert. Bedarf wurde auch für Radwegeverbindungen zwischen Gondelsheim und Neibsheim bzw. Diedelsheim gesehen, wo bereits Wegeverbindungen bestehen, die ausgebaut werden müssten. Zur Unterstützung und Koordinierung der beiden beteiligten Kommunen bot der Landrat die Hilfe des Radverkehrsmanagers des Landkreises an. Abschließendes Thema war die Einführung der Biotonne, wo aktuell die Erfassung des Bedarfes angelaufen ist. Eingeführt wird das neue Angebot im kommenden Jahr.