Schülerinnen und Schüler des MGB in Bretten hielten Mahnwache
Rund 30 Schülerinnen und Schüler des Melanchthon-Gymnasiums Bretten gedachten am 9. November, der Reichspogromnacht vor 84 Jahren, mit einer Mahnwache den Menschen in Bretten, die dem Euthanasieprogramm der Nationalsozialisten und der Deportation der jüdischen Mitbürger zum Opfer fielen.
Die Schülerinnen und Schüler der Geschichtskurse J1 und J2 polierten jeden der 33 Stolpersteine, die bisher in Bretten verlegt wurden, entzündeten eine Kerze, legten eine Blume nieder und hielten Mahnwache. Auf Wunsch nannten sie den interessierten Passanten den Namen des Opfers und berichteten über dessen Schicksal.
„Kaum jemand kann sich vorstellen, was diesen Menschen widerfahren ist“, erklärte Bürgermeister Michael Nöltner bei seiner Begrüßung am Stolperstein von Katharina Haar vor der Weißhofer Galerie. Sie wurde 1938 in eine „Heilanstalt“ eingewiesen und 1940 in Grafeneck ermordet. Ihr Stein wurde 2019 in der Weißhofer Straße 5 verlegt. Es gebe Fotografien, die zeigten, wie jüdische Menschen in Bretten auf die Ladefläche eines LKWs getrieben wurden und die nie wieder zurückkehrten, so Nöltner. Dies veranschauliche, dass die Verbrechen nicht nur weit weg in Auschwitz oder Treblinka geschehen seien, sondern direkt vor der Haustür.
"Indem wir an diese Menschen erinnern, erinnern wir auch an das Unrecht. Die Ausgrenzung von Minderheiten und auch antisemitische Tendenzen in unserer Gesellschaft nehmen zu, deshalb ist es wichtig, sich mit diesen Themen auseinanderzusetzen und Haltung zu zeigen", erklärte Schulleiterin Elke Bender. Heidemarie Leins erinnerte an die vier Stolpersteine, die im Sommer in Bretten beschädigt worden waren.
Am 27. Januar 2023, am Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus, sollen die Steine der Familie Schmulewitz, zusammen mit dem Stein von Mina Schabinger, der eine Korrektur erhält, erneuert werden. Hierfür werden noch Spenderinnen und Spender gesucht, denn die Finanzierung von Stolpersteinen geschieht immer aus bürgerschaftlichem Engagement, so auch in Bretten. Der Verein für Stadt- und Regionalgeschichte Bretten e. V. hat hierfür ein Spendenkonto mit der Nummer DE86 6635 0036 0005 0085 20 eingerichtet.
Veröffentlicht am 17.11.2022